Geografischer Überblick
Die eiszeitliche Landschaftsprägung der Region um Möglin
Die Region um Möglin, der Hauptwirkungsstätte Albrecht Daniel Thaers, ist eiszeitlich geprägt. Der Fachmann spricht von einer Jungmoränenlandschaft. Entscheidende Vorprägungen fanden in der Elster- und Saale-Kaltzeit statt und sind daher älter als 128.000 Jahre vor heute. Für die Gestaltung der anstehenden Oberfläche ist die Weichsel-Kaltzeit verantwortlich, wobei die Eisdecke im vorgestellten Raum vermutlich 80 bis 100 Meter stark war. Möglin liegt zwischen dem ehemaligen Eisrandverlauf des älteren Brandenburger Stadiums dieser Kaltzeit im Süden mit einer Entwässerung des abschmelzenden Eises ins Baruther Urstromtal und der Eisrandlage des Pommerschen Stadiums im Norden mit der Entwässerung über das Eberswalder Urstromtal. Die Pommersche Eisrandlage begrenzt das Oderbruch im Norden. Sie ist besonders gut von Altranft und Bad Freienwalde aus zu erkennen. Südwestlich von Möglin lag etwa auf der Linie Prötzel-Bollersdorf-Obersdorf die wenig ausgeprägte Frankfurter Staffel der Weichsel-Kaltzeit, datiert auf etwa 18.000 Jahre vor heute. Die Entwässerung erfolgte über das Berliner Urstromtal.
Die glaziale Serie Sander-Endmoräne-Grundmoräne kann besonders gut auf dem Wege von Strausberg über Klosterdorf-Prädikow-Reichenow-Möglin entdeckt und erlebt werden. Bei Klosterdorf gibt es Sanderflächen, die eine Ablagerung der zum Urstromtal abfließenden Schmelzwässer darstellen. Nachfolgend erhebt sich die teilweise bewaldete Endmoräne mit Höhen bis zu 117 Meter über dem Meeresspiegel in Richtung Prädikow. Schließlich breitet sich die von Prädikow über Reichenow nach Möglin von 80 auf 70 Meter abfallende Grundmoräne aus.
Bedingt durch die Eisbewegungen ist die Bodenqualität der Grundmoräne auf engem Raum sehr heterogen, wodurch eine landwirtschaftliche Nutzung auch heute noch erschwert wird. Schon Albrecht Daniel Thaer klagte vor 200 Jahren in Berichten über seine Mögliner Gutswirtschaft darüber.
In der Landschaft sind oft wassergefüllte kleine Senken zu erkennen, die Sölle. Dort lagen kleine Toteisblöcke der letzten Vereisung, die nach dem Rückgang des Gletschereises erst später abtauten, weil sie durch darüber lagerndes Bodenmaterial isoliert waren.
Die Landoberfläche zeigte sich nach dem Abtauen des Eises äußerst steinreich. Sie war bedeckt mit kleineren und größeren Steinen, den Geschieben, die mit dem Eis von Skandinavien herantransportiert wurden. Diese Gesteine dienten als Baumaterial für Kirchen, Wohn- und Wirtschaftsgebäude, Mauern und Feldsteinstraßen. Einige dieser Bauwerke sind noch immer erhalten. Beispiele hierfür sind die Feldsteinkirche in Möglin, das einstige Stallgebäude des Internationalen Fledermausmuseums Julianenhof oder die Feldsteinstraßen in Neutrebbin oder bei Liebenhof. Kleine Steine wurden direkt verbaut, größere durch Spezialisten vorher gespalten. Sehr große Steine, die Findlinge, verblieben meist an Ort und Stelle oder werden heute auch als Gedenkstein genutzt. Ein Beispiel hierfür findet man in Möglin zur Erinnerung an Albrecht Daniel Thaer. Es handelt sich um einen Bohuslän-Granit aus Westschweden, der über ein Gewicht von etwa 7,9 Tonnen und ein Volumen von etwa drei Kubikmeter verfügt. Er ist über 900 Millionen Jahre alt.
Der Naturpark Märkische Schweiz
Der Naturpark Märkische Schweiz ist der kleinste und älteste im Land Brandenburg. Er umfasst 205 Quadratkilometer. Eine Besonderheit dieser „Schweiz“ besteht darin, dass die Höhenunterschiede vom relativ flachen Umland aus nach unten verlaufen. Zwischen der höchsten Erhebung, dem Krugberg mit 129,8 Meter, und dem Wasserspiegel des Schermützelsees mit 26,3 Meter liegt eine Höhendifferenz von 103,5 Meter. In den heutigen Tiefen, die schon in älteren Eiszeiten ausgeschürft worden sind, verblieben nach dem Niedertauen der Frankfurter Staffel der Weichsel-Kaltzeit gewaltige Toteisblöcke. Diese Großblöcke wurden, wie bei den schon erwähnten Söllen, durch Moränenmaterial überdeckt und tauten daher sehr verzögert ab. In den Hohlräumen sammelte sich später Wasser, so auch im Hauptsee der Region, dem Schermützelsee. Für die Größe des Eisblocks mag sprechen, dass der See eine maximale Tiefe von 45 Metern erreicht. Der Seegrund liegt damit etwa 19 Meter unter dem Wasserspiegel der Ostsee. So entstand die Kessellandschaft der heutigen Märkischen Schweiz. Die Fachwelt spricht auch von einer Eiszerfallslandschaft, die erst Jahrtausende nach dem Eisrückgang zur Ruhe kam.
Im Bereich der Märkischen Schweiz verläuft von Nordost nach Südwest die Buckower Rinne. Heute vom Stöbber durchflossen, bildet sie die Grenze zwischen der nördlichen Barnimer und der südlichen Lebuser Platte. Richtung Nordosten fließt der Stöbber als wasserreiches Fließgewässer in einem reizvollen Tal, unterbrochen durch alte Mühlenstaue und neuzeitliche Fischaufstiegsanlagen zur Umgehung dieser Stauanlagen, und mündet in die Altfriedländer Fischteiche. Richtung Südwesten verläuft der Stöbber im Roten Luch, einem flachgründigen Niedermoor. In diesem Roten Luch liegt etwa in der Höhe des Bahndamms eine Talwasserscheide, die den Abfluss in Richtung Oder vom Abfluss in Richtung Spree trennt.
Als beim Niedertauen des Eises des Pommerschen Stadiums das Eberswalder Urstromtal noch nicht zur Verfügung stand, flossen etwa 15.200 Jahre vor heute die Schmelzwässer über die Buckower Rinne in Richtung Berliner Urstromtal ab.
Braunkohlevorkommen
Im Raum Bollersdorf-Buckow, Altranft und Müncheberg-Jahnsfelde stand abbauwürdige Braunkohle an, die im Tiefbau gefördert wurde. Darauf geht zurück, dass es in Müncheberg eine Bergmannstraße und in Buckow die Schwarze Kehle gibt. Die tertiäre Kohle kam oft erst durch Stauchungen infolge der Eisbewegungen in eine oberflächennahe Lage.
Das Oderbruch
Das Oderbruch bildet eine neue Landschaftseinheit. Die wannenförmige Vertiefung des Oderbruchs entstand schon in der Saale-Kaltzeit. Während der Weichselvereisung lag in dieser Vertiefung Toteis, das erst ab 12.000 Jahre vor heute langsam abtaute. Danach lagerten sich Schotter und Sedimente ab. Das Bruch erstreckt sich über eine Länge von 55 Kilometer und eine Breite von 15 Kilometer. Im Süden hat der ebene Boden der Oderbruch-Wanne eine Höhenlage von zwölf Meter, im Norden dagegen nur noch von einem Meter über dem Meeresspiegel.
Während die Barnimer Grundmoränenplatte in Möglin eine Höhe von etwa 70 Metern hat, weist das Oderbruch bei den Orten Kunersdorf, Altfriedland oder Wriezen nur noch eine Höhe von etwa fünf Meter auf. Es entwickelten sich periglaziale Trockentäler, wenn eiszeitliche Schmelzwasser auf tiefgefrorenem Boden von der Höhe in das Bruch flossen. Dort entstanden dann Sandfächer. Das abschlämmbare Bodenmaterial wurde noch weiter ins Bruch transportiert. Heute sind diese Täler trocken. Das Trockental zwischen Möglin und Kunersdorf, derzeit ein ausgewiesener Radweg, hat Albrecht Daniel Thaer sicher sehr oft passiert, wenn er die Itzenplitzens in Kunersdorf besuchte. Auch seine Studenten nutzten die Kunersdorfer Sammlungen und botanischen Anbauversuche zur Vertiefung ihres Wissens.
Im Mögliner Raum gibt es nur drei wasserführende Abflüsse ins Bruch: Der Erste befindet sich im Norden zwischen Möglin und Schulzendorf in Höhe der stillgelegten Bahnlinie Berlin-Wriezen. Der zweite Abfluss ist die Büchnitz, die südlich zwischen Möglin und Batzlow verläuft, wo einst Thaer eine Schwemmwiese anlegte. Der Dritte ist das fischereiwirtschaftlich genutzte Batzlower Mühlenfließ.
Die Oder verlief ursprünglich, den Reitweiner Sporn in westlicher Richtung umfließend, mäandrierend und in einer Tiefenrinne am westlichen Rand des Bruchs von Sachsendorf über Werbig, Quappendorf, Kunersdorf, Wriezen, Altranft, Bad Freienwalde, Niederfinow, Oderberg nach Hohensaaten. Heute wird der Verlauf teilweise als Alte Oder bezeichnet, auf dem Messtischblatt von 1826 als Quappendorfer Kanal.
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Die alten Gewässerverläufe sind noch heute aus der Luft und im Sommer auch vom Boden aus durch die unterschiedliche Abreife des Getreides erkennbar. Die Entwässerung erfolgt derzeit durch in der Regel geradlinige Binnengräben, die oft zu Schöpfwerken führen, wo das Wasser durch Pumpen gehoben wird. Die größeren Vorfluter werden meist mit Spezialmaschinen vom Wasser aus instand gesetzt, um den ungestörten Wasserablauf zu gewährleisten.
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Westlich des ursprünglichen Oderverlaufs, eben der Alten Oder, finden sich oft sandige Böden, die Schwemmfächer, deren Bodenmaterial von der Barnimer bzw. Lebuser Platte stammt und bei abnehmender Fließgeschwindigkeit zur Ablagerung kam. Das ist von Gusow über Neuhardenberg, Gottesgabe, Kunersdorf bis Altranft zu erkennen. Östlich der Alten Oder steht dann fruchtbarer Bruchboden an. Der Boden enthält viele lehmige und tonige Bestandteile und verlangt eine hohe Kunst der Bodenbearbeitung.
Im Verlauf der Jahrhunderte wurde die Oder in Etappen durch Deiche bis in die Höhe von Güstebiese (Godowice) an den östlichen Bruchrand verlegt. Sie floss ab dort von Güstebiese nach Wriezen und dann weiter im alten Flussbett.
Unter König Friedrich II. entstand zwischen 1747 und 1753 der Neue Kanal von Güstebiese über Hohenwutzen nach Hohensaaten, die heutige Stromoder. Die Alte Oder bei Wriezen und Bad Freienwalde verlor nach der endgültigen Abriegelung im Jahre 1832 ihre Bedeutung. Das Fließgewässer verwandelte sich in ein Standgewässer. Ab 2010 besteht die Möglichkeit, über ein Einlaufbauwerk bei Güstebiese wieder frisches Wasser aus der Stromoder in die Alte Oder zu leiten und damit das Gewässer ökologisch aufzuwerten.
Die wasserbaulichen Maßnahmen der Jahrhunderte schufen zwar ein fruchtbares Kulturland, aber das gesamte Bruch ist hochwassergefährdet, da es unter dem Mittelwasserspiegel der Oder liegt.
Die Besiedlung der Region
Die Region des Barnim wurde erst um das 13. Jahrhundert herum durch Klostergründungen und Lokatoren planmäßig erschlossen. Lokatoren waren Ortsgründungsunternehmer mit bäuerlichem oder adeligem Status, die den Auftrag erhielten, Siedler anzuwerben und neue Orte anzulegen. Ortsnamen mit der Endung „-ow“, z. B. Reichenow, deuten auf ursprünglich slawische Wohnstätten vor der deutschen Landnahme hin.
Nach dem Toleranzedikt des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg im Jahre 1685 siedelten sich Hugenotten an, z. B. in Altlandsberg, in Prötzel oder in Müncheberg, wo es noch heute eine Französische Straße gibt. Auch Ortsnamen wie Vevais oder Beauregard im nördlichen Oderbruch deuten auf eine Besiedlung durch Hugenotten hin.
Im Jahre 1753 waren mit der Fertigstellung des neuen Oderkanals zwischen Güstebiese und Hohensaaten die wasserbaulichen Arbeiten im nördlichen Oderbruch und die Trockenlegung der Auenlandschaft zu einem vorläufigen Abschluss gekommen. König Friedrich II. verfügte die Ansiedlung von 1.300 Kolonistenfamilien aus ganz Europa. Die Königlichen Kolonistendörfer bezogen sich auf alte Bruch- oder Randdörfer und bekamen den Namenszusatz Neu-, wie beispielsweise Alttrebbin und Neutrebbin. Die Altdörfer lagen meist höher und waren damit etwas hochwassergeschützter.
Mit der Bodenreform von 1945 erhielten viele Neusiedler Land. Die heute meist deutlich modernisierten Siedlerhäuser sind oft am Rande der Ortslagen zu erkennen. Die Bewirtschaftung des ursprünglichen Siedlerlandes von wenigen Hektar erfolgt heute überwiegend in größeren Betriebseinheiten.
Im Bruch fallen die vielen Einzelgehöfte außerhalb der Ortslagen auf, die Looswirtschaften. Im Zuge von Separationen und Flurneuordnungen wurden einst die Bauernstellen durch Losentscheid neu verteilt. Die Bauern siedelten dann inmitten ihrer neuen Fläche. Infolge der Kämpfe um das Oderbruch gegen Ende des Zweiten Weltkrieges sind viele Loos-Grundstücke zerstört oder beschädigt und später verlassen worden. Ihre Anzahl ist daher deutlich zurückgegangen. Die Landschaft hat deshalb viel von ihrer früheren Strukturierung verloren.