Möglin
Möglin liegt in einer landschaftlich reizvollen und von der letzten Eiszeit geprägten Umgebung auf der Barnimer Höhe, begrenzt vom Oderbruch und der Märkischen Schweiz. Der Ort liegt auf halbem Wege zwischen Berlin und der Oder. Bis Möglin in die Hände des berühmten deutschen Landwirtschaftsreformers Thaer fiel, war es ein Gut auf dem Oberbarnim, das sich bis zu jenem Zeitpunkt von den anderen Gütern in dieser Landschaft kaum unterschied.
Die erste urkundliche Erwähnung hatte „Mogelin“ im Jahre 1375. Ab 1448 übernehmen die Brüder Peter und Hans von Eichendorf das Gut als Lehnsinhaber. Im Jahre 1463 geht das Rittergut in den Besitz der Familie von Barfus über. Ab 1765 wechselten die Besitzverhältnisse mehrfach bis schließlich Albrecht Daniel Thaer 1804 das Gut kaufte.
Der bürgerliche Albrecht Daniel Thaer, der am 14. Mai 1752 in Celle geboren wurde, kaufte 1804 das höchst durchschnittliche und heruntergewirtschaftete Rittergut Möglin. Schon in seiner Zeit in Celle arbeitete der praktizierende Arzt auch als forschender Landwirt. Der Ertrag des Mögliner Gutes sollte zukünftig die wirtschaftliche Grundlage für den Betrieb einer Landwirtschaftsakademie bilden.
Thaer hatte gute Gründe für seine Kaufentscheidung. Die Bewirtschaftung der Ackerflächen des Gutes erfolgte über die Dreifelderwirtschaft, und das Land war entsprechend ausgezehrt. Die Brache wurde als Schafweide genutzt und nicht bearbeitet. Die landwirtschaftlichen Aktivitäten Thaers sollten seine Theorien stützen, wonach ein Gut mit durchschnittlichen Böden und unter schlechten Voraussetzungen, wie es auf Möglin zutraf, Gewinn abwerfen kann, sofern es nach rationellen Grundsätzen bewirtschaftet wird. Thaer führte die Fruchtwechselwirtschaft ein, kombinierte sie mit der Stallfütterung des Rindviehs und verwaltete den Betrieb nach den Prinzipien der wirtschaftlichen Rechnungsführung.
Das landwirtschaftliche Lehrinstitut, später „Königlich Preußische Akademie des Landbaus zu Möglin“ wurde 1806 eröffnet und bestand bis 1861. 773 Studenten studierten in Möglin, von denen 155 Ausländer waren. Im Jahre 1810 wurde die Berliner Universität gegründet, an der Thaer jedes Wintersemester Vorlesungen hielt, während er im Sommersemester seine Lehrveranstaltungen in Möglin durchführte. Die regelmäßige Herausgabe von grundlegenden Werken zur modernen Landwirtschaft, das Halten von Vorlesungen in Berlin und die Leitung von Lehranstalt und Gutsbetrieb in Möglin ließen sich nur durch Thaers außergewöhnliche Disziplin und Arbeitskraft durchhalten. 1819 legte er die Professur in Berlin nieder.
Albrecht Daniel Thaer starb am 26. Oktober 1828 und fand seine letzte Ruhestätte im Gutspark neben der Kirche. Die Thaer-Ausstellung in Möglin erinnert noch heute an den Begründer der Landwirtschaftswissenschaften, der die landwirtschaftliche Hochschulausbildung in Deutschland eingeführt hat.
Thaers Nachfolger war dessen Sohn Albrecht Phillip (1794 – 1863). Er musste die Akademie 1861 schließen, weil die Anforderungen hinsichtlich Ausstattung und Betrieb von einem Privatmann nicht mehr zu erfüllen waren. Nach dem Tode Albrecht Philipps übernahm Möglin sein Sohn Dr. phil. Conrad W. A. Thaer, der ab 1866 als Universitätsprofessor in Berlin wirkte und auch dort lebte. Später übernahm er eine Professur in Gießen. Die Thaersche Ära in Möglin endete 1872 mit dem Verkauf des Gutes an die Familie von Schmieden. Während des Zeiten Weltkrieges wurden auch die Dorfkirche und Teile der Gutsanlage stark beschädigt. Ab dem Jahr 1949 bemühte sich auch der Freienwalder Naturschützer Kurt Kretschmann um den Erhalt der Mögliner Thaer-Erinnerungsstätten.
Eine umfangreiche Ausstellung in Möglin erinnert an Albrecht Daniel Thaer und seine landwirtschaftsreformerischen Leistungen. Die Hauptausstellung über Thaer ist seit 2009 in einem neu errichteten Gebäude zu besichtigen und wird von der Fördergesellschaft Albrecht Daniel Thaer betreut. Darüber hinaus gibt es eine weitere Dauerausstellung in der sanierten Feldsteinkirche Möglins, neben der sich das Grab Albrecht Daniel Thaers und der Gutspark nebst Thaerbüste befinden. Ein Gedenkstein in der Ortsmitte erinnert seit 2006 ebenfalls an den berühmten Agrarreformer. Das Gutshaus und der Wirtschaftshof befinden sich in privatem Besitz.